Rezensionen
Soul/Pop
Phantom Limb
Phantom Limb
Naim Edge
Jazz
Empirical
Out‘n‘In
Naim Jazz
Klassik
M atthew Halls
J. S. Bach Goldberg Variations
Linn Records
S
elten habe ich ein Debütalbum hören dürfen,
das so ausgereift, in sich geschlossen und ein-
fach großartig ist. Das selbst betitelte Album des
Quintetts aus Bristol (nicht zu verwechseln mit den
Phantom Limbs) lag bisher als Vinyl vor und ist jetzt
erstmals als CD sowie als hochauflösender Down-
load erhältlich. Bei den Bandmitgliedern handelt
es sich um versierte Musiker, die sich bereits als
Kollaborateure an Projekten so verschiedenartiger
Größen wie Daddy G. (Massive Attack) oder Skin
(Skunk Anansie) betätigten, so dass der ausgereifte
Eindruck ihres Debüts nicht von ungefähr kommt.
Stilistisch legen die fünf ein Popalbum vor, das vor
allem vor Soul-Anklängen nur so strotzt. Hauptver-
antwortlich ist die wunderbare Stimme von Sänge-
rin Yolanda Quartey, die mal kräftig, mal leise und
gefühlvoll das Album mühelos trägt. Vergleiche mit
Aretha Franklin wurden schon gehört und es ist
unüberhörbar, dass Quartey sich in der Tradition
ihrer stimmgewaltigen Gospel-Kolleginnen bewegt.
Die Instrumentierung lässt mit dem einen oder
anderen Banjo Gospel-Anklänge vermerken, der
Kontrabass sorgt dazu oftmals für ein überwiegend
akustisches Feeling des Albums. Es gibt mehrere
getragene Stücke und große Balladen, die dank des
Vortrags von Frau Quartey mühelos unter die Haut
gehen. „Phantom Limb“ ist jedoch weder ein Bal-
laden-, noch ein Soul- oder Gospelalbum, sondern
ein erfrischend zeitgemäßes Stück Musik, das auch
einen Pop-Appeal nicht vermissen lässt. Das macht
es nicht nur für Genre-Fans konsumierbar, sondern
für jeden, der Spaß an handgemachter Musik mit
schwarzem Einschlag hat. Für Yolanda Quarteys
Ausnahmestimme gibt's einen Exratipp.
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N
ach dem selbst betitelten 2007er-Debüt lie-
fern Empirical nun mit „Out 'n' In“ ihr zweites
W erk ab. Zwar haben wir ein Tribute-Album vor
uns, aber - keine Angst - „Out 'n' In“ ist meilen-
weit von einer Sammlung originalgetreu nachge-
spielter Klassiker entfernt. Es geht um das Werk
des 1964 mit nur 36 Jahren verstorbenen Eric
Dolphy, der als Saxofonist, Flötist und Klarinettist
den Jazz der frühen 60er entscheidend mitprägte.
Dieses Spätwerk Dolphys steht im Zentrum von
„Out 'n' In“, wobei, wie bereits angedeutet, nur
zwei der elf Titel direkt aus Doplhys Feder stam-
men. Die restlichen Eigenkompositionen stellen
teilweise direkte „Antworten“ auf Dolphy-Titel dar,
können sich aber auch allegemeiner auf Dolphys
Philosophie von Musik beziehen. Weiterhin wird
auch der Zeit Dolphys als Mitglied in Bands von
bekannten Größen gedacht: Zu nennen sind hier
Ornette Coleman, John Coltrane (auch auf dem
Meisterwerk „Free Jazz“) oder Charles Mingus,
wo Dolphy mit seinen Improvisationen das Genre
entscheidend mitprägte. Hervorzuheben ist die
Teilnahme von Julian Siegel an der Bassklarinette,
dem Instrument, das Eric Dolphy im Jazz salon-
fähig machte. Siegel kommuniziert wunderbar
mit seinen Mitmusikern von Empirical und es ist
eine Freude, dem mal mehr, mal weniger freien
Zusammenspiel im Sinne Eric Dolphys zuzuhören.
Für (Free-)Jazz-Freunde nicht nur eine dankbare
Abwechslung, sondern ein zeitgemäßes Kleinod
und eine überfällige Remineszenz an einen ganz
großen Musiker.
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G
oldberg Variationen“ ist der heute ge-
bräuchliche Titel für die Werke Johann
Sebastian Bachs, die sich ursprünglich „Clavier
Übung bestehend in einer ARIA mit verschiedenen
Veränderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen“
nannten. Diese angeblich für einen seiner Schü-
ler als Übungsstücke geschrieben Klavierwerke
sind für ihren pädagogischen Anspruch bekannt
und beliebt. Die Sarabande con Partite, die das
erste Drittel des Albums markiert, ist dabei ein
heiß diskutiertes Werk, behaupten doch ketze-
rische Stimmen, sie würden gar nicht der Feder
des deutschen Komponisten entstammen. Ei-
gentlich ist das auch egal, denn sie bildet einen
thematisch passenden Opener für die Goldberg
Variationen. Den würdigen Abschluss markieren
die „alla Maniera Italiana“-Variationen, die eher
melancholisch und ernst wirken und zu den we-
nigen Überlieferungen der frühen Werke Bachs
gehören. Der junge Matthew Halls, der übrigens
so etwas wie ein Shooting-Star der klassischen
Musik in Großbritannien ist, zaubert am Klavier
eine nennenswerte Energieleistung, bei der man
tatsächlich Esprit und Herzblut erkennen kann.
Eins muss ich trotz allem sagen: Das ist für einen
kompletten Musikabend ganz schön harter Stoff.
Kenner werden es lieben, die meisten schalten
sicher nach einer halben Stunde ab - aber das
hat Barock so an sich. Das zum Download ste-
hende Studiomaster ist in 44,1 kHz und 24 Bit
hinterlegt und unterscheidet sich klanglich von
der RedBook-Version durch mehr Offenheit und
geschmeidigerem Lösen von den Lautsprechern.
Was so ein bisschen mehr Dynamikumfang doch
ausmachen kann.
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Verfügbar als:
■ CD, CD (Special Edition mit Bonustrack)
■ Hi Definition
FLAC 24 Bit, 48 kHz
■ Hi Definition
WAV 24 Bit, 48 kHz
■ CD-Qualität
FLAC 16 Bit, 44,1 kHz
■ CD-Qualität
WAV 16 Bit, 44,1 kHz
■ MP3
320 kbps, 44,1 kHz
Verfügbar als:
■ CD
■ Hi Definition
FLAC 24 Bit, 44,1 kHz
■ Hi Definition
WAV 24 Bit, 44,1 kHz
■ CD-Qualität
FLAC 16 Bit, 44,1 kHz
■ CD-Qualität
WAV 16 Bit, 44,1 kHz
■ MP3
320 kbps, 44,1 kHz
Verfügbar als:
■ Compact Disc
■ FLAC
44,1 kHz, 24 Bit
■ WMA
44,1 kHz, 24 Bit
■ FLAC
44,1 kHz, 16 Bit
■ WMA
44,1 kHz ,16 Bit
■ MP3
320 kbps, 44,1 kHz, 16 Bit
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